Kein Wunder das den Christen im frühen Mittelalter durch ein Päpstliches Dekret verboten war mit Geld zu handeln. :-)
Die Idee mehr Geld zu verleihen als man hat ist nicht neu. Schon in China vor über 4000 Jahren war das Problem bekannt. Und es ist bis heute ungelöst, sofern man nicht zu jeder Zeit über die reale Menge und Verteilung des Geldes Weltweit informiert ist.
Aber Text enthält ein paar Stellen, die ich kritisieren würde:
QuoteFranz Hörmann: [...] Das Zinseszinssystem stammt aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend, die doppelte Buchhaltung aus dem 15. Jahrhundert. Und es gibt keinen Bereich unserer Gesellschaft und der Wissenschaften, wo Methoden dieses Alters überhaupt noch ernst genommen werden.
In der Mathematik fallen mir auf Anhieb einige über 6000 Jahre alte Lehrsätze und Gesetzmäßigkeiten ein, die heutzutage nicht nur noch Gültigkeit haben, sondern auch alltäglich im Gebrauch sind.
Zudem sind Zinseszins und doppelte Buchführung nicht einfach so aufgetaucht, sie waren Lösungen für Probleme, die man im Handel hatte.
QuoteFranz Hörmann: [...] Wenn wir uns aber in eine neue Gesellschaft ohne Geld retten wollen, brauchen wir als Übergangphase mehrdimensionales Geld. Wir brauchen mehrere unabhängige Rechnungskreise in Form spezialisierter elektronischer Gutscheine.
Jedes Tauschmittel mit einem Symbolischen Wert, das nicht durch seinen MaterialWert gedeckt ist, ist per Definition Geld, egal wie man es nennt. Ob dieser Wert nun Elektronisch darstellt ist, oder durch einen Aufdruck oder Prägung, ist dabei völlig egal. Und wenn man Werte künstlich voneinander trennt so werden Tauschverhältnisse entstehen, wie man sich auch zwischen anderen Währungen kennt. Dem könnte man nur mit einer absoluten und vollkommenen Überwachung aller Waren und "Gutscheine" entgegen wirken. So was wäre nur einem absoluten Überwachungsstaat möglich. Ganz ehrlich, in einem solchen System würde ich nicht Leben wollen!
QuoteFranz Hörmann: [...] Dann wäre es notwendig, die vorhandenen Ressourcen pro Kopf so zu verteilen, dass für den Basislebensstandard alle versorgt sind. Hier müssen alle kooperieren, ohne dass sie in ein gewinnorientiertes Tauschkonzept verfallen.
Aber es wird immer einen Tauschhandel geben, denn nicht jedem ist eine Objekt das selbe Wert. Gerade bei Dingen mit ideellem Wert wie Kunst, Luxusgüter, etc. ist der Wert von der allgemeinen Nachfrage abhängig. Das gilt auch für alle anderen Güter, wenn auch weniger extrem. Einem Wüstenstaat ist Wasser weit aus mehr Wert als einem Tropischen. Es wird sich immer etwas wie Geld heraus bilden, auch wenn es Pfadbrief oder Kredit genannt wird, das lässt sich gar nicht verhindern.
QuoteFranz Hörmann: [...] Im Bereich des Luxus kann die Gesellschaft dann basisdemokratisch entscheiden, für welche individuellen oder Gruppenleistungen Preise ausgeschrieben werden. Für tolle Erfindungen zum Beispiel, oder besonders schwierige oder mühsame Arbeiten. Das ist dann der Ansporn in einem motivierenden, leistungsorientierten Anreizsystem.
Nur die Frage ist: was ist Luxus? Ist Grundlagenforschung Luxus? Die Erforschung anderer Planeten, der Pflanzenwelt, der Meere? Wo hört der Luxus auf und fangen die überlebenswichtigen Dinge an?
QuoteFranz Hörmann: [...] Geld selbst besitzt ja lediglich eine Informationsfunktion
Geld besitzt einen Wert, weil die Menschen dem Versprechen dahinter vertrauen. Selbst bei Geld das durch seinen Materialwert gedeckt zu sein scheint ist es so. Man vertraut darauf das der Wert, solange man es Besitzt, sich nicht verringert. Geld hat damit mehr als eine Informationsfunktion. Geld muss gedeckt sein, damit man ihm Vertrauen entgegen bringt. Wäre es nur Information könnte ich auch Geld herausgeben und sagen es hätte einen gewissen Gegenwert. Das wird aber nicht funktionieren. :-)
QuoteFranz Hörmann: [...] Die chinesische Staatsbank habe Gründungskredite hergegeben, die waren unverzinst und mussten nicht zurückgezahlt werden. Das kann man natürlich nur als Zentralbank machen, wenn man einseitig bucht und nicht gleichzeitig Schulden erzeugt. Und wenn man dann sagt: Um Gottes Willen, dann gibt's ja Inflation! Das haben die Chinesen über eine Preisregulierung gesteuert und waren damit wieder die Schlaueren.
Das funktioniert solange niemand das Vertrauen in die chinesische Wirtschaft verliert. Sobald das Wirtschaftswachstum nachlässt, Verkäufer und Investoren mehr Sicherheiten verlangen und Geld aus dem Kreislauf ziehen, bricht das ganze zusammen. Zur Zeit schafft China die Gratwanderung, aber wehe eine Naturkatastrophe tritt ein, oder die Bevölkerung revoltiert, oder etwas anderes stört die Wirtschaftsleistung... Möglicherweise schaffen sie es das System in ein stabileres zu überführen, aber dennoch ist das ganze sehr riskant.
QuoteFranz Hörmann: [...] Die Chinesen machen es richtig.
Mit der Aussage wäre ich sehr vorsichtig. In Europa gibt es den offenen Handel und den mehr oder weniger ausgeprägten Kapitalismus seit über 200 Jahren. China bastelt seit gerade mal 20 Jahren an ihren System. Noch hat es nicht unter Beweis gestellt, dass es genauso gut oder besser funktioniert. Schauen wir noch mal in 70 Jahren oder so.
QuoteFranz Hörmann: [...] Diese ist natürlich vielfältig, und muss liebevoll und empathisch miteinander kommunizieren.
Ohje, so liebevoll empathisch wie die letzten 10.000 Jahre? Eine globale Wirtschaft funktioniert nur wenn jeder einzelne Mensch global denkt. Und soweit ist die Menschheit leider noch nicht.
Insgesamt befürchte ich der gute Mann sieht die Menschheit aufgeklärter als sie wirklich ist. Mich für meinen Teil hat die Konfrontation mit dem Menschen von der Straße sehr ernüchtert.
Zum Schuss kann ich nur den Chinesischen Fluch ausstoßen:
Mögest du in interessanten Zeiten leben! ;-)