Thread Wieder der Vernunft II: shortcuts, short circuits and bypasses
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Opened by Shagreen at 2003-09-22 14:46 Jan,22.09.2003,18:11 Hm, ein ineffizientes Solidarsystem führt in den Staatsbankrott, da kann man die Basis erhöhen wie man will. Es sei denn, man ist nicht bereit, die Mehr-Leistungen, die sich aus den Mehr-Beiträgen ergeben, zu bezahlen. Dann wäre vielleicht Solidarsystem nicht das richtige Wort. Jan,22.09.2003,18:11 Marx selbst sagt von sich, er sei kein Marxist. Seine Theorie ist, wie jede Theorie, widersprüchlich. Trotzdem meinte er, der Staat muß überwunden werden, wenn er seine Gedanken auch nicht mehr in aufbereiteter Form in einem Vierten Band des Kapitals darlegen konnte. Du unterstellst, daß der Mensch von Grund auf zur Faulheit und zu einem Taugenichtsdasein tendiert und deshalb diszipliniert werden muß. Das ist eine typisch bürgerliche Verdrehung der Tatsache, daß der Mensch erst von einem Wirtschaftssystem zur Tatenlosigkeit verurteilt wird. Jan,22.09.2003,18:11 Da bin ich in meiner Arbeit natürlich um Längen produktiver, wenn auch destruktiver. Ein kapitalistisches Sozialwesen ist ein Widerspruch in sich. Die Abrüstung des Sozialstaates (sozialer Ausgleich) bei schwindender Existenzgrundlage der meisten Menschen (Arbeit) wird zu repressiveren Methoden führen; der Traum von der "Vergewaltigung ohne Gewalt" unterm formal-demokratischen Deckmäntelchen ist ausgeträumt. Richtig effizient ist eben nur die Menschenhaltung in Arbeitslagern. Da sich der fortschrittlich-demokratische Verstand daran stören könnte, ist es aber besser, jeder schaufelt sein eigenes Grab. Jan,22.09.2003,18:11 Eine Absicherung vor den Unwägbarkeiten und Risiken eines blind prozessierenden Systemzusammenhangs ist unmöglich. Bei Überbeanspruchung der Ressourcen knallen die Sicherungen. Besser ist das System zu analysieren, woher kommt das gestiegene Bedürfnis nach einer Vollkaskogesellschaft? Jan,22.09.2003,18:11 Nochmal, eine Bürgerversicherung hat das Problem der DDR auch nicht lösen können. Das Sozialsystem wird immer unbezahlbarer (falls eine Steigerungsform überhaupt zulässig ist). Das Motiv unseres Produzierens von Waren ist die Schaffung von Mehrwert, der sich durch Konsumtion der Waren in Profit auflöst. Für die Erhöhung des Mehrwerts (und damit der Mehrarbeit) gibt es zwei Möglichkeiten: a) die Steigerung der Ausbeutungsrate bei gegebener Anzahl von Arbeitskräften und b) die Erhöhung der Anzahl von Arbeitskräften bei gegebenem Ausbeutungsgrad. Marx spricht im Falle von a) von der "Verwohlfeilerung" von Produktionsmitteln (Maschinen/Technologie = konstantes Kapital) und b) von der Vergrößerung des menschlichen Arbeitsanteils (variables Kapital) und zeigt damit die "organische Zusammensetzung" des Gesamtkapitals auf. Es dreht sich letztendlich also immer idealtypisch um Vollautomatisierung vs. Vollbeschäftigung. Ersteres ist dem konkurrenzkapitalistischen, letzteres dem monopolkapitalistischen (Geschäfts/Wirtschafts-)Modell zuzuordnen. Du selbst glaubst nicht an eine Vollbeschäftigung (ich auch nicht); was machen wir aber mit den überflüssigen Kostenfressern, die stetig mehr werden? Der postmoderne Mensch hat durch die Dritte industrielle Revolution (Mikroelektronik, Automatisierung, Robotik, ...) Produktiv- und gleichzeitig Destruktivkräfte angehäuft wie nie zuvor. Wir können an einem Tag Rom erbauen und in einer Zigarettenpause wieder einreißen (was wir ja auch sinngemäß tun). Zu sagen, daß wir Deutschen nicht produktiv genug sind, ist nationalistische Volksverdummung, die selbst die Propagandamaschinerie unserer glorreichen Vorfahren locker an die Wand spielt. |