Thread Der Weg in die Selbständigkeit (16 answers)
Opened by esskar at 2006-03-11 00:25

cbxk1xg
 2006-03-11 02:02
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Wenn Du deine Freizeit liebst und nicht vorhast für das gleiche Geld was ein Angestellter bekommt, mindestens doppelt so viel zu arbeiten, dann lass es.

Ich bin jetzt schon im 7. Jahr selbständig und habe alle Höhen und Tiefen durch. Momentan würde ich jedes vernünftige Angebot für einen Job als Angestellter einer eigenen Firma vorziehen.

Als ich mit 21 Jahren selbständig gemacht habe, hatte ich ein spärlich gefülltes Girokonto, null Ahnung und eine Menge Idealismus. Das ist eine enorm dumme Kombination. Ich bin zwar nicht allzu schlecht gestartet, habe aber erst einige Hürden nehmen müssen.


Aber wenn Du schon ein paar Tipps willst, bitte...

1. Du brauchst Eigenkapital. Rechne damit, daß Du im schlimmsten Fall 6 Monate gar nix verdienst. Das kann viele Gründe haben. Unter anderem, daß deine Auftraggeber nicht zahlen. - Das war mein erster klassischer Fehler. Allerdings hatte ich schon eine Menge Kunden, bevor ich offiziell selbständig war. Ein Kredit ist in den meißten Fällen die falsche Wahl, wenn es sich um ein reines Dienstleistungsunternehmen handelt und Du das Geld auch von deinem Ersparten nehmen könntest. Damit meine ich natürlich vor allem die Einzelkämpfer. - Den Dispo zu belasten ist im Ürbigen das Dümmste was man machen kann. Und das nicht nur als selbständiger... Wenn Du erst mal im Minus bist, bekommst Du von keiner Bank mehr einen Kredit. Jedenfalls nicht zu vernünftigen Zinssätzen.

2. Verkaufe dich NIEMALS unter Wert. "Schnäppchenpreise" versauen dein Image und deine Glaubwürdigkeit auf Jahre. Schlage lieber ein mal einen Auftrag aus. (siehe Punkt 1) Meine Erfahrung ist, als ich meine Preise mehr als verdoppelt hatte, bekam ich zwar weniger, aber deutlich bessere Aufträge.

3. Überlege dir, ob Du Werbung schalten mußt um deine Kunden zu erreichen. Falls ja, beauftrage einen Profi. Und damit meine ich nicht die kleine Werbeagentur um die Ecke. Bei mir hat sich das nie gelohnt. Ich bekomme meine Aufträge größtenteils durch Empfehlungen.

4. Was verkaufst Du eigentlich und wer ist deine direkte Konkurrenz? Wenn Du das erst mal beantwortet hast, kannst Du dir auch erst überlegen, wie groß Du das Ganze aufziehen willst. Und da kommt dann auch der Buisness-Plan ins Spiel. Wie siehts mit einer Haftungsbegrenzung aus? Hast Du ein "Alleinstellungsmerkmal"? Was macht dich so besonders, daß ich bei Dir und nicht bei Karl Otto kaufe?

5. Mache einen Plan B! Was ist, wenn alles aus dem Ruder läuft, wenn du deine Miete, Telefon, Krankenkasse und andere Versicherungen nicht mehr pünktlich überweisen kannst, weil deine Außenstände höher sind als Du es jemals gedacht hättest? Bedenke auch, daß du nicht mehr automatisch Arbeitlosenversichert bist. Nach mehr als 2 Jahren erfolgloser Selbständigkeit kommt im Zeifelsfall nur noch Harz IV.

6. Wenn Du einen möglichen Geldgeber von der Rentabilität deines Unternehmens überzeugen willst, dann zählt nur eins: Wann bekommt der Geldgeber seine Kohle + Zinsen wieder! Den meißten ist total egal, was du verkaufst. Hauptsache die Rendite stimmt. Und wenn der Geldgeber eine Bank sein soll, dann würde ich mir das zwei mal überlegen...


Das ist letztlich alles super allgemein und wirkt auf den ersten Blick selbsterklärend. Es ist jedoch verblüffend wie viele Fehler man doch oft trotzdem macht. Letztlich hängt viel davon ab was Du verkaufen willst, ob Du Leute einstellen mußt, wer deine Kunden sein könnten, etc...

In Berlin gibt es gelegentlich Gründerbörsen. Dort kommen künftige Jungunternehmer und potenzielle Investoren zusammen. Es werden Ideen vorgestellt und diskutiert. Und mit ein wenig Glück ergattert man einen Geldgeber der einem auch Risikokapital zur Verfügung stellt. Also Geld, welches man bei einem Scheitern des Unternhemens nicht zurückzahlen muß.

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