Liebe Gwen,

was willst du eigentlich sagen? Mir scheint du polemisierst lieber, als dich auf Fakten zu beziehen.

Althergebracht hieße in unserem Zusammenhang eigentlich eher Mutterrechtlich - denn die Unterdrückung der Frauen ist in unserem Kulturkreis eine Neuzeitliche Erscheinung, die mit der Industrialisierung und damit, in der bürgerlichen Schicht einem Funktionsverlust der Frauen - entstand, was auch direkte Protestbewegungen hervorgerufen hat (z. B. die Suffragetten in Großbritannien oder das Buch Nora von Henrik Ibsen). In ländlich geprägten Gebieten oder in den unteren Arbeiterschichten muss man eher von einer gleichberechtigten Geschlechterrolle ausgehen. Zudem waren bis in die Neuzeit viele Regionen mutterechtlich ausgerichtet (z.B. hatten einige Teile Ostpreussens bis ins 20 Jh eine weibliche Erbfolge oder schau mal nach Galizien)... und im Mittelalter ist das vaterrechliche Prinzip gar mehrfach wieder gekippt ... und denk mal an das Wort "wicca" (engl. witch = Hexe) was zu deutsch"weise Frau" bedeutet ... Lies mittelalterliche (Parzival, altenglische Klagelieder, Canterbury Tales) und frühneuzeitliche Literatur (Casanova) und du wirst sehen, dass in den meisten Zeiten eine deutliche Gleichberechtigung mit eher weiblichen Zügen die Norm war.

Und nochmal: ich sage nicht, dass alles richtig ist, wie es ist - aber verglichen mit anderen Kulturen, in denen Mädchen nicht in die Schule gehen dürfen, verstümmelt werden und anderes, leben wir in einer fast idealen Gesellschaft, in der die Gleichheit von Mann und Frau sogar verfassungsrechtlich garantiert ist ...

Und schließlich, wer hindert Frauen daran erfolgreich zu sein? Noch nie hatten wir so viele weibliche Manager, wie heute, eine Bundeskanzlerin, etliche Ministerinnen, eine amerikanische Außenministerin ...

Und dennoch, ich gebe dir recht, es gibt noch viel zu tun! Nur lass uns die wirklichen Probleme angehen und nicht in Bereiche hineintragen in denen sie nichts zu suchen haben - unsere Sprache ist definitiv nicht männlich bestimmt - nur dann, wenn du man sie dahingehend verbiegt und missversetht.

Darum hat auch eine berühmte deutsche Frauenzeitschrift solch einen Schmarn nie mitgemacht - http://www.emma.de/.

Noch mal, ich streite nicht ab, dass es in Bezug auf Gleichberechtigung noch viel zu tun gibt - aber bitte mit Argumenten und nicht mit Polemik - das hilft niemanden, auch nicht den Frauen.

Helmut